Carlos the Jackal - Interview mit einem Terroristen
2014 erhält die französische Journalistin Sophie Bonnet die einmalige Gelegenheit, mit einem in Frankreich inhaftierten Terroristen zu sprechen, den die Welt beinah vergessen hat: Ilich Ramírez Sánchez alias „Carlos, der Schakal“. Über die nächsten vier Jahre verbringt die Journalistin im Gefängnis Hunderte von Stunden mit dem venezolanischen Terroristen, der für viele internationale Anschläge verantwortlich ist und den die Geheimdienste mehr als 20 Jahre lang jagten. Doch Carlos verspürt selbst nach zwei Jahrzehnten Haft keine Reue: Autoritär und vermessen hält Carlos an seinem einst mythischen Image fest – das Sophie Bonnet in ihrer facettenreichen Dokumentation jedoch konsequent entzaubert.
Der Venezolaner Ilich Ramírez Sánchez wird bereits als Jugendlicher von seinem Vater, einem überzeugten Marxisten, politisch beeinflusst und studiert auf dessen Wunsch ab 1968 in Moskau, wo er mit palästinensischen Widerstandgruppen in Kontakt kommt. Er radikalisiert sich und besucht danach in Jordanien ein Trainingslager der militanten „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP), wo er seinen Kampfnamen „Carlos“ annimmt. Ab 1973 organisiert Sánchez zahlreiche internationale Mord- und Bombenanschläge sowie Geiselnahmen – darunter 1975 den Angriff auf das OPEC-Hauptquartier in Wien. Als seine Frau, die deutsche Terroristin Magdalena Kopp, nach einem vereitelten Anschlag 1982 in Paris verhaftet wird, überzieht Carlos als Racheakt Frankreich mit Anschlägen – und taucht bis zu seiner Verhaftung im Jahr 1994 in Syrien, Algerien, im Irak und im Sudan unter.
Dreifach zu lebenslanger Haft verurteilt, hält „Carlos, der Schakal“ bis heute unverbesserlich an seiner Ideologie fest – und wähnt sich auch nach mehr als 20 Jahren Haft weiterhin als Anführer einer Armee von Revolutionären. Seltene Archivaufnahmen, Interviews mit Zeitzeugen und Wegbegleitern, sowie animierte Sequenzen zeichnen ein facettenreiches Bild eines Mannes, der dem internationalen Terrorismus den Weg bereitete – und der bis heute sein vieles Blutvergießen nicht bereut.
Daten und Fakten
Produktionsland | Frankreich |
Produktionsjahr | 2018 |
Regie | Sophie Bonnet und Christophe Bouquet |
Originaltitel | Carlos / Le prix du Chacal |
Laufzeit | 75 Minuten |