Im australischen Gefängnis gehörst du entweder zu den Blauen oder den Grünen – dem Sicherheitspersonal oder den Inhaftierten, die im ganzen Land einheitlich einfache, dunkelgrüne Uniformen tragen müssen. Die Mitarbeiter im Hochsicherheitsgefängnis haben größte Mühe, den Gefangenen einen Schritt voraus zu bleiben. Nur so können sie die Leben ihrer Kollegen und der Inhaftierten schützen.

In „Alltag im Knast – Australia Behind Bars“ geht es jedoch nicht nur um Schockeffekte, brutale Zwischenfälle und kriminelle Machenschaften. Klar: Sie sind ein elementarer Bestandteil vieler Geschichten, die sich über die Protagonisten erzählen lassen. Rachsüchtige und machthungrige Insassen finden Wege, aus einfachsten Mitteln tödliche Waffen zu bauen. Sie gründen Gangs und zetteln Aufstände an, legen sogar ein Feuer. Mit einer Überdosis riskiert ein Inhaftierter sein Leben – und als wegen des Corona-Lockdowns das Empfangen von Besuch verboten wird, folgt der schmerzhafte Entzug wegen des ausbleibenden Drogenschmuggels.

Doch es geht auch um die menschlichen Geschichten: um Mütter, die alles dafür tun, um ihr Leben wieder in die richtige Bahn zu bringen, um Väter, die sich um ihre verurteilten Kinder sorgen, um Beamte, die ihren Arbeitsplatz zum Sichersten seiner Art im Land machen wollen und dafür vollen Einsatz zeigen. In dieser Hinsicht ist „Alltag im Knast – Australia Behind Bars“ eine großartige Produktion, die in besonderer Tiefe auf die Motivationen und Vergangenheiten ihrer Protagonisten eingeht.